Vom Flüchtling ins Abgeordnetenhaus – was nach einer linearen Erfolgsgeschichte aussieht, beinhaltet auch bei mir, wie bei vielen anderen Einwanderern, lange Phasen des Suchens. Im Wedding habe ich die Heimat meines Herzens gefunden – und werde dafür kämpfen, dass auch in Zukunft ein „Wedding für alle“ Wirklichkeit bleibt.
Ich kann auf eine glückliche Kindheit in Bosnien und Serbien zurückblicken. Als Großstadtkind wuchs ich mit einer großen Liebe zum Klavier und zu meinen Wellensittichen auf. Dabei hatte ich das Glück persönlich zu erfahren, dass Schulklassen, in denen Kinder aus Arbeiter- und Akademikerfamilien gemeinsam unterrichtet werden, sehr gut funktionieren können. Diese Vielfalt in den Schulklassen war absolut normal und prägend für meine erste Schullaufbahn, sodass mir die Homogenität der Schulklassen in Deutschland umso mehr ins Auge fiel.
Meine letzten Jahre in Belgrad wurden hingegen von dunklen Wolken überschattet. Angst vor den eigenen Nachbarinnen und Nachbarn und geschürter Hass wurden zur Normalität. Seither weiß ich, wie wichtig und kostbar Frieden ist. Deshalb ist mir eine klare Haltung gegen rechtsextremen Gedankengut und menschenfeindlichen Strukturen von AfD, Bärgida & Co ein Herzensanliegen. Unser Berlin ist und bleibt auch in Zukunft bunt und offen – es heißt alle neuen Berlinerinnen und Berliner willkommen!
In den frühen neunziger Jahren wütete der Krieg auf dem Balkan. Deshalb folgte ich im Alter von 14 Jahren meinem Vater nach Deutschland. Dort lernte ich schnell eine neue Sprache und machte schließlich mein Abitur in Deutschland. Erst viele Jahre später habe ich verstanden, dass ich in der Zeit nicht nur einsam war und hart arbeiten musste, sondern auch viel Glück hatte. Ohne meine Willkommensklasse an einem Bad Godesberger Gymnasium, hätte ich nicht bereits nach zwei Monaten in eine reguläre Schulklasse wechseln können. Stattdessen wäre ich, wie die meisten anderen Geflüchteten, erst nach einem Jahr in eine Hauptschulklasse gekommen. Hätte ich nicht großartige Lehrerinnen und Lehrer gehabt, die rücksichtsvoll mit meinen Sprachdefiziten umgegangen wären und mich gezielt gefördert hätten, wäre es mir nicht möglich gewesen kontinuierlich auf ein Studium hinzuarbeiten. Nicht zuletzt verhalfen mir meine Eltern dazu, den nötigen Mut aufzubringen, um meinen eigenen Weg zu gehen, denn viele meiner Flüchtlingsfreunde hatten andere Ziele – oder auch keine. Nach meinem Abitur folgte ein Studium der Biologie mit einer anschließenden Promotion in Biochemie, nach deren Abschluss ich als Trainee bei Procter & Gamble Pharmaceuticals einstieg.
So waren letztendlich 15 Jahre seit meiner Ankunft vergangen. In dieser Zeit habe ich immer wieder mit meiner Identität gehadert, wie Sie meinem Text „Wie wird man deutsch?“ entnehmen können. Gleichzeitig hatte ich Deutschland endgültig ins Herz geschlossen. Ich wollte nicht nur in Deutschland leben und arbeiten, sondern auch unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten und zum Besseren verändern.
Meine prägenden Schulerfahrungen und der Ärger darüber, dass es den meisten sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen in Deutschland deutlich schlechter ging als mir, führten dazu, dass ich mich gegen die nächste Beförderungsstufe in der Wirtschaft entschied – ich stieg aus. Seither widme ich all meine Zeit und Leidenschaft den Themen Bildung und Integration.
Als nächstes schloss ich mich der neu gegründeten Bildungsinitiative Teach First Deutschland an, die junge Akademikerinnen und Akademiker für zwei Jahre an Schulen in schwieriger Lage schickt. Dort verhelfen sie den Schülerinnen und Schülern zu besseren Lernleistungen und fördern ihre individuellen Fähigkeiten für den weiteren Lebensweg.
Während meines Einsatzes unterstützte ich zwei Jahre lang die Schulklassen der damaligen Oberschule am Brunnenplatz im Unterricht der Naturwissenschaften und Mathematik. Dabei wurde meine langjährige Laborerfahrung zu einer großen Bereicherung für die Schule. Insgesamt verbachte ich viel Zeit mit der individuellen Betreuung von Schülerinnen und Schülern:
Sei es durch Coaching, die Begleitung verschiedener außerunterrichtlicher Lernangebote, die Unterstützung von Elternarbeit oder auch die allgemeine Vorbereitung auf Schulabschlüsse. Nicht zuletzt konnte ich zahlreiche Projekte anstoßen, für die sonst keine Zeit gewesen wäre. Ein Beispiel hierfür ist die Teilnahme am Filmwettbewerb im Stadtbad.
Letzten Endes war es der Schuleinsatz im Wedding, der mich gelehrt hat, dass die Bedingungen an Schulen nur durch Politik wirklich verändert werden können. Ich habe während meines Schuleinsatzes viele tolle Lehrerinnen und Lehrer kennengelernt, die aber tagtäglich an den unzureichenden schulischen Rahmenbedingungen scheitern. Deshalb war für mich klar: Meine Begeisterung für Bildung muss ich auf politische Arbeit übertragen. Und dafür ist die SPD die richtige Partei, denn sie verschreibt sich dem Kampf um Chancengerechtigkeit.
Neben meiner beruflichen Tätigkeit in der Politik, setze ich mich ehrenamtlich vor allem in der Berliner SPD ein, vor Ort im Wedding und Gesundbrunnen sowie und auf der Bezirks- und Landesebene. Unzählige Sommerfeste, Infostände, öffentliche Diskussionen und verschiedene Aktionen im Kiez liegen hinter mir und ich freue mich auf die vielen weiteren, die noch auf mich zukommen.
Neben meiner lokalen Arbeit im Kiez, lege ich meinen Schwerpunkt auf die Bildungs- und Integrationspolitik. So ist das Engagement in den entsprechenden Arbeitsgemeinschaften der SPD ebenso eine Herzensangelegenheit für mich, die auch mit dem renommierten Wilhelm-Dröscher-Preis ausgezeichnet wurde. Im Dezember 2015 schenkte mir die SPD Mitte das Vertrauen als Kandidatin für den Wahlkreis 7. Bei der Wahl im September 2016 erhielt ich 31,5 Prozent und wurde mit großem Vorsprung als direkt gewählte Abgeordnete ins Berliner Parlament gewählt. Seitdem setzte ich mich als Wahlkreisabgeordnete und als bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion für Ihre Anliegen ein. Mehr zu meiner aktuellen Arbeit im Wahlkreis und im Abgeordnetenhaus können Sie den entsprechenden Unterseiten entnehmen.